„Papa, gibt es eigentlich Geister?“
Florian fragt mich das, genauso wie Felix vor zwei Jahren. Wie und was soll ich antworten?
Meine Frau meint, der Florian (dreieinhalb Jahre alt) hätte einfach Angst, weil er vielleicht im Fernsehen so etwas gesehen hat hat und wenn es dunkel ist, dann erschrecken ihn die Schatten und das erinnert ihn an „Geister“ und „Monster“.
Am Besten sagen wir, meint die Beste aller Frauen, es gibt keine Geister und dann braucht er keine Angst zu haben.
Aber ist das denn richtig, vielleicht erwacht in Florian nun eine neue Bewußtheit für die Welt die ihn umgibt, denke ich. Felix hatte etwa im gleichen Alter auch diese Fragen gestellt.
Ich versuche einen anderen Weg zur Antwort zu finden: „Du weisst doch, es gibt Engel, die hat der liebe Gott geschickt, um Dich zu beschützen – und die kann man auch Geister nennen“.
Aber der Unterschied zwischen der Haltung meiner Frau und mir ist groß und wir besprechen uns immer wieder, bleiben aber bei unseren unterschiedlichen Standpunkten. Wir können uns nicht einigen: für meine Frau geht die „Beruhigung“ der Kinderseele vor allem anderen, mir ist der vermutete innere Entwicklungschritt wichtig.
Wir antworten also jeder unterschiedlich – aber mit schlechtem Gewissen. Unsere Kinder brauchen doch eine klare Linie!
Als ich Nachts nach der Praxis nach Hause komme, berichtet meine Frau, daß Florian am abend zwanzigmal nach den Geistern gefragt hatte. Und später im Bett hat er sich mit seinem großen Bruder Felix (fünfeinhalb) beraten, (was meine Frau mitgehört hatte):
„Du Felix, was findest Du besser: was die Mama sagt oder was der Papa sagt – wegen der Geister?“ Felix: „Also ich find den Papa besser“ Florian: „Ich auch!“ – Nachdenkpause – Felix: „Aber eigentlich find ich die Mama doch besser“ Florian: „Ich auch!“. Und darüber sind sie eingeschlafen.
Und was ist die Moral von der Geschicht?
Vielleicht spüren die Kinder, wenn wir ehrlich zu unserer Überzeugung stehen und unsere Meinung sagen – gerade wenn sie unterschiedlich ist – und werden dadurch herausgefordert, ein eigenes Weltbild zu entwickeln?